Montag, 9. November 2015

Über moderne Predigten und altes Installationsmaterial

Wieder habe ich ein neues Buch angefangen zu lesen, um meinen bescheidenen Horizont als Electro-Pastor zu erweitern. Auch in diesem Werk mit dem Namen: "Pfarrer sein. Ein Beruf und eine Berufung im Wandel." von Herbert Pachmann geht es um, wie der Titel wenig Phantasievoll verrät, das Pfarrer sein mit allen Facetten. Und wenn man vom Pfarrer sein sprechen will muss man über die Predigt sprechen, was das ist, wie das so gemacht wird, was die Predigt sein sollte, was eine gute Predigt ausmacht etc.
Da schreibt dieser Pachmann auf Seite 30 über die Predigt: "Ich gestehe, dass mir die Predigten, die ich höre, oftmals weniger zu Herzen als auf die Nerven gehen." Dann zitiert er einen weiteren Autoren, der sich über die Predigten meiner Kollegen Land auf Land ab auslässt, Details erspare ich Ihnen. Kurz zusammengefasst geht es darum, dass den Herren die Predigten ihrer Kollegen zu banal sind, die Gottesdienste würden "familiarisiert und verplappert" auch wenn dies bei der Gemeinde gut ankäme, ein Jammer sei, dass das Schweigen verloren ginge. In welche Stossrichtung sein Denken geht verrät Pachmann auf Seite 28: "Vielleicht müsste man auch danach fragen, ob es potentielle Schnittmengen mit den zeitgemässen Medien gibt. Oder gerade und bewusst nicht? Dann aber wäre stärker an einer unverwechselbaren Rhetorik der Predigt gegenüber einer ästhetischen und medienwissenschaftlichen Sicht zu arbeiten" In der Kirche Bilder zu zeigen und in ihnen Gottes Wirken zu deuten, ginge für Pachmann nicht, wohl erst recht nicht, wenn die Bilder von Gemeindegliedern mitgebracht worden wären. Moderne Musik hören, die in allen Ohren ist und die Texte nach Lebensweisheiten zu befragen, wäre den Gottesdienst familiarisiert und verplappert, zu banal oder zu nahe am Leben? Also dann, es geht mir in dem Fall gut damit, den Gottesdienst zu familiarisieren und zu verplappern, ich fühle mich ganz wohl damit, den reformierten Gottesdienst möglichst nahe bei den Menschen zu gestalten, ihre Themen aufzugreifen, zu meinen zu machen und diese zu ergründen. Pachmann geht es doch letztlich einzig und alleine darum, dass bei der Gottesdienst- und Predigtgestaltung  alles beim Alten bleibt: Eine starke Liturgie, geschliffenes Hochdeutsch, Orgelmusik, vorzugsweise Bach, eine theologisch fundierte Predigt, die keine Antworten gibt, sondern möglichst Fragen stellt und die die bei diesem Elaborat nachgekommen sind zum Nachdenken anregt. Dann Sakramente als heilige liturgische Handlungen, die den Nimbus des Göttlichen verprühen.... Wenn ich solche Predigten höre, gehen diese mir auch nicht zu Herzen, sondern auf die Nerven.
Letztlich geht es Pachmann nur darum, den Lauf der Zeit aufzuhalten, gut das kann er haben, wir spielen das mal mit ausgewählten Teilen meiner grossen Sammlung an altem Elektromaterial durch: Gehen wir mal davon aus, dass früher alles besser war. Da hatte man noch drei verschiedene Kw/h- Zähler, einen für Licht, einen für Wärme, einen für Kraft. Deshalb hatte man auch Bügeleisensteckdosen und Stecker (siehe Bild). Die Dinger waren riesengross, aber hielten mehrere Generationen. Ich wäre dafür, dass man sich wieder auf diese alten Werte zurück besinnt und diese Stecker wieder einführt, sie waren langlebiger, hatten mehr Style und man hatte noch was in den Fingern.
Dann will ich wieder Bügeleisen ohne Thermostat (siehe Bild), denn so wie die Kunst des Predigens ja heute einfacher ist in familiarisierten und verplapperten Gottesdiensten ist schliesslich die Kunst des Bügelns heute auch keine Kunst mehr, mit Bügeleisen, die ihre Temperatur selber regeln. Wenn man dann die Viskose-Bluse Bügelt, muss man gut aufpassen, dass man rechtzeitig den Stecker zieht, sonst bleibt sie am Eisen kleben.
Die Elektriker heute sind ja auch keine richtigen Berufsleute mehr, so wie die Pfarrer ja auch nicht die das Schweigen verloren gehen lassen "unter dem Müll des Dahergesagten". Denn früher, als die Gummistiefel noch aus Holz waren und man die Lieder noch von Hand gesungen hat, gab es von Elektrizitätswerk zu Elektrizitätswerk verschiedene Vorschriften, ja, gar verschiedene Steckdosen:
Ja, das waren noch Zeiten, als man, wenn man in das Versorgungsgebiet eines anderen Elektrizitätswerks zog, die Bügeleisen, überhaupt die Stecker wechseln lassen mussten, denn selber durfte man das ja damals nicht tun...
Ja, damals war der Elektriker noch so etwas wie ein Magier, der es verstand das unheimliche Wesen "Strom" zu bändigen. Man installierte noch Blei-Stahlrohre mit einer Innenbeschichtung aus Teer. Die Rohre bog man kunstvoll mit einer eigens dafür entwickelten Zange. Und wenn die Leitung ums Eck ging, setzte man ein Metallwinkelchen ein, oh, so schön, damals verstand man noch was vom Installieren, nicht wie heute, wo die Rohre aus Plastik sind.
Und dann die Lichtinstallationen, oh, wie toll diese waren, da können die heutigen Installationen nicht mithalten. Damals gab es Sicherungselemente, die sich einfach mit einem Stück Draht überbrücken liessen, stellen Sie sich vor, die Sicherung geht nie mehr raus!! Das ist viel praktischer als die blöden FI-Schutzschalter, die es heute gibt, die bei jedem Gingerlitz ausschalten und die sich nicht so einfach überbrücken lassen. Dann die Stromschelme, (links im Bild) nein, die Stromschelme, damals konnte man an einer Lampenleitung mit einem Querschnitt von 0,75mm2 eine Heizung einstecken mit einer Leistung von 4Kw (sofern man vorgängig die Sicherung mit einem Draht überbrückt hat, wie oben beschrieben.) Und dann noch dieser wunderschöne Lichtschalter, der dem Gashahn nachempfunden ist. Man wusste wenigstens, ob das Licht eingeschalten ist oder nicht, ohne digitale Anzeige.
Der langen Rede ganz kurzer Sinn (schliesslich gehöre ich auch zu den Pfarrern die den Gottesdienst familiarisiert, verplappert und unter dem Müll des Dahergesagten erstickt): Wir können und sollen weder als Pfarrer, noch als Elektromonteure den Lauf der Zeit nicht aufhalten. Was wir aber können, uns mit Offenheit und Entdeckerfreude mit neuen Errungenschaften auseinander setzen, diese auf ihre Tauglichkeit zu prüfen und auszuprobieren. Wenn wir in allen Bereichen des Lebens mit dieser Offenheit, mit dieser Entdeckerfreude begegnen, werden wir einen Dialog zwischen althergebrachtem und neuem schaffen. Und dieser Dialog wird ganz sicher das Leben mehr bereichern und fördern als blinder Konservatismus.

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