Freitag, 23. Oktober 2015

Ha geng ä chli Dräck uf dr Zunge und Stoub uf dr Lunge...

Heute habe ich mal wieder Beton gefräst. Beton kann man eigentlich gar nicht fräsen, man kann ihn genau genommen nur mit einer Diamantenbesetzten Scheibe schleifen, was dann einen Schlitz ergibt. Tja, wie man auf dem Bild unschwer erkennen kann, entwickelt schleifen Staub, viel Staub. Also war ich heute Morgen so richtig dreckig, so dreckig, dass mich der Polier, der mich zufällig in der Schiffbaracke antraf, fragte, was ich denn gemacht habe, dass ich so dreckig sei. Einen kurzen überflüssigen Moment fragte ich mich, ob ich denn in dem Aufzug am Feierabend auf den Zug gehen könne. Warum fragt sich ein Handwerker, der hart gearbeitet hat, ob er sich mit seinen dreckigen Überhosen ausserhalb der Baustelle zeigen darf? Eigentlich müssten wir Handwerker ja stolz sein auf unsere dreckigen Überhosen, denn sie zeugen davon, dass wir gearbeitet haben, hart gearbeitet haben und das darf man ruhig sehen.
Ich erlebe in meinem Alltag als Pfarrer immer wieder, wenn ich Menschen spontan bei Arbeit antreffe, bei der man schmutzig wird, dass sie sich für ihre Arbeitskleidung entschuldigen. Ein Banker, der mir mit Krawatte und Veston begegnet, hat sich noch nie für seinen Aufzug entschuldigt. Ein Lehrer, der in den Alltagskleider Schule gibt, hat sich noch nie dafür entschuldigt. Scheinbar transportieren wir über die Kleidung mehr Wertvorstellungen, als uns bewusst ist. Und dreckige Arbeitskleidung scheint mit einem besonderen Stigma belegt zu sein, davon kann uns z.B. Gölä ein Lied singen, der weiss wovon ich spreche (siehe Video).
Arbeitskleider Schützen, nicht nur vor Unfällen, sondern sie transportieren eine Message: Der in den roten Hosen ist der Stromer, der in den blauen Hosen ist der Sanitär und die mit den weissen Helmen sind die Bauleitung (die übrigens dezidiert als einzige keine speziellen Arbeitskleider tragen). Der im schwarzen Rock ist der Pfarrer.
Und tatsächlich, kein Stromer würde mit den Trainerhosen auf der Baustelle arbeiten, er würde nicht einmal Material liefern in Trainerhosen, denn die Trainerhosen gehören in den Freizeitbereich und signalisieren Entspannung, Erholung, vielleicht auch Sportlichkeit (Gepaart mit einem Kaputzenjäggli jo man Kultur, Sprayer, Rumhänger etc.). Um wieder auf meine dreckigen Überhosen zurück zu kommen, ich trage sie mit Stolz, denn sie erzählen, dass ich einer bin, der den ganzen Tag hart gearbeitet hat. Und das darf man ruhig sehen.

So, Wochenende, wir bloggen uns am Montag wieder. Geniesst es.

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