Freitag, 9. Oktober 2015

Wir wolln uns gerne wagen und tragen unsere Steine aufs Baugerüst.

Wir wolln uns gerne wagen,  in unsern Tagen
der Ruhe abzusagen,  die’s Tun vergisst.
Wir wolln nach Arbeit fragen,  wo welche ist,
nicht an dem Amt verzagen,  uns fröhlich plagen
und unsre Steine tragen aufs Baugerüst.

RG 811

Etwas tun, etwas machen, arbeiten, tätig sein, etwas gestalten, etwas bewegen, das ist meine, das ist unsere Aufgabe auf der Baustelle (vgl. Bild links, dessen, was ich heute in mehrfacher Ausführung gemacht habe).
Unser Tun ist nicht rein zufällig, sondern orchestriert wir arbeiten nach Plänen, die uns alles vorgeben, die in jedes Detail gehen und (theoretisch) keine Fragen offen lassen.
Wie lückenhaft jede Planung ist, zeigt die wachsende Fülle von Regierapporten. Wir auf dieser Baustelle Arbeitenden sind Macher, wir sind Gestalter, Veränderer, Vollender. Dabei ist die Baustelle Objekt unserer Betriebsamkeit, sie lässt es geschehen, sie lässt sich bauen, gestalten, vollenden. Die Baustelle kann selber ja nichts zu ihrer Vollendung beitragen, da sie tote Materie, Stein, Stahl, Holz Plastik ist. Die Baustelle als solche hat ohne Zutun von uns Arbeitern kein Eigenleben. Wenn wir nicht mehr weiter arbeiten würden, würde sie sich nicht selber vollenden, das ist ja klar, sie bleibe unvollendet und würde durch Wind und Wetter irgendwann wieder abgebaut und selbst in diesem Prozess, wäre sie hilfloses Objekt von Wind und Wetter.

Unser eingangs erwähntes Kirchenlied suggeriert, dass Glaube, dass kirchliche Gemeinschaft Arbeit sei, Arbeit vergleichbar der auf der Baustelle. 1. Kor. 12, 12-31). Daher handelt die Kirche aus sich heraus, erneuert sich, mag bisweilen auch leiden, sich dann aber wieder freuen usw. Natürlich ist hier mit Kirche nicht das Gebäude gemeint, sondern die Menschen, die es füllen, die Menschen mit ihren Geschichten, die Menschen mit ihren Kompetenzen, ihrer Freude, Trauer, Defiziten... .
Die Kirche als Baustelle, diesen Begriff habe ich selber vor etwas mehr als 10 Jahren lanciert, als ich meine Pfarrstelle hier angetreten habe, aber entspricht diese Sichtweise dem Wesen der Kirche? Kann, darf Kirche wie eine Baustelle, ein Hobbyraum sein, in dem sich einzelne, allen voran die Pfarrpersonen nach ihrem Gutdünken austoben können, dürfen, sollen? Oder mit Klessmann (Pfarrbilder im Wandel S. 31) gefragt, kann die Kirche, die Kirchgemeinde, das Pfarramt Objekt pastoraler Aktivität sein? Rhetorische Frage, nein. Kirche ist definitiv keine Baustelle. Kirche ist kein von einem Architekt geplantes Objekt. Kirche ist nicht etwas, das man gestalten, bearbeiten, formen oder gar vollenden kann. Kirche ist ein selbstbestimmt handelndes Wesen, bestehend aus allen Menschen, die sich in irgend einer Weise der Kirche zugehörig fühlen. Deshalb kann es auch keine Passivmitglieder in der Kirche geben. Jeder Mensch der die Kirche in irgend einer Weise unterstützt, ob er jetzt am Gottesdienst teil nimmt, ob er Kirchensteuer bezahlt, für die Kirche einsteht, ehrenamtlich mitarbeitet, Kirche gut findet oder sie konstruktiv kritisiert, jeder Mensch, der sich mit Kirche auseinandersetzt, ist unverzichtbarer, handelnder, agierender, selbstbestimmter Teil des Organismus "Kirche" vgl. (
Der Begriff Kirche wandelt sich so gesehen vom Gebäude, das zu gegebener Zeit bim bam macht zu einem lebendigen Organismus, der Leben fördert.

So, meine Lieben, das wars für diese Woche, Feierabend, wir sehen uns Montag wieder, ich hab jetzt Wochenende.

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