Was macht eigentlich einen guten Electro-Pastor aus?
Diese Frage hat mich den ganzen Tag schon umtrieben, so dass ich es mir nicht nehmen lassen will, eine, vielleicht nicht in allen Details ernst gemeinte Antwort zu geben.1. Ein guter Electro-Pastor hat immer das passende Werkzeug auf sich. Er weiss jeder Zeit, welches Werkzeug in welcher Situation angezeigt ist. Der Schraubenzieher wenn (bei jemandem) eine Schraube locker ist. Die Spitzzange, wenn mal etwas herausgezogen oder umgebogen werden muss, wenn Worte Versagen und Taten gefordert sind. Der Saitenschneider [sic! (Saitenschneider von Klavier- und anderen Saiten, deshalb nicht Seitenschneider, schneidet ja nicht an der Seite)], wenn endlich mal etwas abgeklemmt werden kann. Die Abisolierzange, wenn der Electro-Pastor zur Seele vordringen will, muss, soll. Mit der Kombizange geht es dann zur Sache, wenn mal was ganz fest und bestimmt angepackt werden muss, wenn der Electro-Pastor vielleicht mal nicht mehr so sanft und besonnen vorgehen kann. Dann ist natürlich die Multireligiosität eines jeden Electro-Pastoren von entscheidender Bedeutung: Der Schlitzschraubenzieher für die reformierten Seelen, der Kreuzschraubenzieher für die katholischen Seelen, der Torxschraubenzieher für alle anderen Religionen. Das Kabelmesser wird gebraucht um die vielen Schichten der Kabel der Bürokratie zu entfernen, um irgendwann vielleicht endlich zum Wesentlichen zu kommen.
2. Schon die Gallier fürchteten nichts so sehr, als dass ihnen der Himmel auf dem Kopf fallen könnte, auf der Baustelle fliegen manchmal ganz andere Sachen durch die Luft oder man stösst sich den Kopf am Gerüst. Da der Pfarrer sein Amt mit seiner Persönlichkeit ausfüllt, führt dies natürlich immer auch zu Kritik, die vom Pfarrer in seiner zarten Seele auch mal als Prügel wahrgenommen wird. Hier schützt der Helm, indem er hilft, die Kritik als anregend zu verstehen und nicht als Prügel
3. Ob auf dem Bau oder im Pfarramt, Überhosen sind das A und O. Es tut gut, ob beim Electro oder beim Pastor, den Dreck der Baustelle, sei sie handwerklicher oder menschlicher Natur am Abend abstreifen zu können. Arbeitskleidung Schützen den Elektro-Pastoren und erleichtern das Arbeiten. Beim Electro haben die Arbeitskleider praktische Taschen für Schrauben, Briden etc. beim Pastor zeigt das Pinguingewand (Weisser Rollkragenpullover, schwarze Kutte, schwarze Jeans) an: der Pfarrer ist im Dienst.
4. Mit dem Bohrhammer oder die Spitzmaschine dringt der Electro-Pastor in die härtesten Schichten vor und legt dort Verborgendes, verloren Geglaubtes oder ganz einfach Verbocktes frei, sowohl auf der Baustelle, wie auch im Pfarramt, vgl. Blogeintrag vom 1. Okt.
5. Ohne Sicherheitsschuhe darf der Electro-Pastor keinen Fuss weder auf die Baustelle noch ins Pfarramt setzen. Durch die Sicherheitsschuhe sind die Zehen geschützt, falls etwas drauf fällt. In den Sohlen ist ein Durchtretschutz, falls man in einen Nagel tritt. Etwas vom Wichtigsten aber ist, mit den Sicherheitsschuhen kann man nach etwas treten. Manchmal wird das nötig, wenn man Aggression abbauen will oder muss, manchmal muss man auch mal was zur Seite treten. Auch im Pfarramt sind die Sicherheitsschuhe ein Muss, doch eher im übertragenen Sinn. Sie schützen vor Fettnäpfchen, in die man stehen kann, sie schützen davor, wenn jemand einem auf die Füsse treten will und manchmal muss man als Pfarrer auch etwas lostreten, damit sich wieder was bewegt.
6. Der Gehörschutz. Seien wir mal realistisch, das lauteste, das Gehörschädigendste auf dem Bau ist sowieso der Baustellenradio des Stromers, das erste, das am Morgen eingeschaltet und das letzte das am Abend ausgeschaltet wird. Aber gut, der Gehörschutz schützt ja nicht vor dem Radioprogramm (was ja eigentlich am nötigsten wäre und dafür müssen wir jetzt alle Konzession bezahlen?!?!?), sondern vom meist weniger lauten Maschinenlärm. Und manchmal ist es gut, wenn man nicht alles hört, manchmal ist es gut, wenn man einen Gehörschutz trägt, im Pfarramt, wenn die Leute reden, wenn Dinge geplant, sind, hinter denen man nicht stehen will oder kann oder bei denen man nicht mitmachen mag. Der Gehörschutz ist der Filter damit man Gesund bleibt bei all den Nebengeräuschen des Lebens, damit Lärm nicht schadet, man aber dafür die Musik hört.
7. Wohl das wichtigste Requisit des Stromers ist die Bockleiter. Es gibt nichts Schöneres als irgend in einer Ecke einen Moment auf der Leiter zu chillen. Von der Leiter aus erreicht man das höher gelegene und hat gleichzeitig auch den Überblick. Im Pfarramt fehlt die Bockleiter, die Möglichkeit, jeder Zeit die Übersicht zu erlangen, das Chillen und die Gedanken wieder ordnen zu können, um dann gestärkt wieder weiter arbeiten zu können. Ich glaube, ich muss beim Kirchgemeinderat noch eine Bockleiter beantragen, damit ich zwischendurch chillen kann und jederzeit die Übersicht habe.
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