Freitag, 30. Oktober 2015

Über die Eschatologie der Baustelle


Ma, isch verrugt wie Sit vergeit, isch wie eine Sigarette, schwub ist sie weg. So oder so ähnlich hat heute ein Kollege zum Ausdruck gebracht, dass diese Woche so schnell vorbei gegangen ist. Ja, meine Lieben, das war die 5. Woche als Elektromonteur, kaum zu fassen. Mehr als ein Drittel meines Projekts ist nun bereits vorbei, das hat mich natürlich nachdenklich gestimmt. So kam ich auf die Eschatologie der Baustelle. Eschatologie ist ja die Lehre vom Ende. Wir arbeiten auf unserer Baustelle auf ihre Vollendung hin. Ziel unseres Schaffens ist die Metamorphose, die Verwandlung von einer Baustelle zu einem fix fertigen Wohnquartier, das vielen Menschen Lebensraum, ein zu Hause bieten wird. Jeden Tag arbeiten wir mit Hochdruck daran, uns alle überflüssig zu machen. So gesehen sind wir Handwerker nur Gäste auf dieser Baustelle, wir sind Reisende, die hier einen Moment bleiben um dann wieder weiter zu ziehen. Auf der Baustelle leben, essen und arbeiten wir zusammen, wir Handwerker, Arbeiter, Büezer, aus verschiedenen Nationen, mit verschiedenen Hautfarben, verschiedene Sprachen sprechend. Die Gemeinschaft besteht nicht, sie entsteht in den vielfältigen Begegnungen. Schreibt Wagner-Rau (2012) auf Seite 98 natürlich auf die Kirchgemeinde bezogen, aber hat dieser Satz auch Gültigkeit für unser Leben auf der Baustelle? Kirche ist doch beständiger, verbindlicher, gefestigter, als die Gemeinschaft auf einer Baustelle? Ist das wirklich so? Haben wir Menschen nicht einfach unsere Baracke mehr oder weniger zufällig auf diesen Flecken Erde gestellt bekommen und bewohnen die, Wir arbeiten und gestalten unser Leben, letztlich diese Welt mit dem, was wir machen. Mal verschieben wir unsere Baracke auf eine andere Baustelle oder bleiben, wenn es hier noch Arbeit gibt. Irgendwann ist dann Schluss, für unsere persönliche Baustelle "Leben", Schluss, weil die Baustelle Leben vollendet ist. Es ist dann Umzugstermin von der Baracke, die auf dieser Erde keinen Bestand hat, in ein nigel nagel neues Haus, das Haus des ewigen Lebens.

So, genug der Tiefsinnigkeiten. Das wars für diese Woche, meine Lieben, Wochenende, geniesst es, ich tue es auch und sehne mich mit Wehmut der Vergänglichkeit meiner Zeit auf der Baustelle nach dem Montag.

Euer Electro-Pastor

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen