Mittwoch, 23. Dezember 2015

electro-pastoren-Weihnacht

weihnacht
damals

als Gott
im schrei der geburt
die gottesbilder zerschlug

und

zwischen marias schenkeln
runzelig rot
das Kind lag


Kurt Marti



...Oder Weihnacht auf der Baustelle, natürlich während der Znünipause, schliesslich verbrauchen wir keine wertvolle Arbeitszeit um auf Elektrorohren Weihnachtslieder zu spielen. 



Es ist ein Ros entsprungen, gemeint ist eine Rose nicht ein Ross, wie der electro-pastor fälschlicher Weise meint. Wer mitsingen will findet das Lied unter der Nummer 399 im reformierten Gesangsbuch (RG).


Ich steh an deiner Krippe hier RG 402. Das Lied stammt von Paul Gerhard und ist eines der innigsten und persönlichsten Weihnachtslieder des Komponisten. Ich zitiere aus: "Gelobet sei der Herr. Erläuterungen zum Gesangsbuch" S. 136: "Der Schüler der alten Mystiker spielt hier durch alle Verse in kindlicher Minne, in Gedanken und Gebärden mit dem süssen Jesulein." Hat jemand schon mal an die Mutter des süssen Jesulein gedacht? Ein Mädchen, eine ganz junge Frau gebirt ein uneheliches Kind in einer Zeit in der eine Frau deswegen ausgestossen, vielleicht gar getötet worden ist? Man kann die Weihnachtsgeschichte als süsse Geschichte, ein Bericht von Eintracht und Frieden im Stall lesen, man kann aber auch den Weg gehen, den Kurt Marti in seinem Gedicht geht, das ich eingangs zitiert habe: Die Menschwerdung Gottes als ganz normaler Geburtsakt mit allem Drum und dran.


O Du fröhliche RG 409 ist von der Melodie her ein sizilianisches Marienlied. Johann Daniel Falk unterlegte die sizilianische Melodie für seine Anstaltkinder mit seinen Worten, ursprünglich eine Strophe für Weihnachten, eine für Ostern und eine für Pfingsten. Später wurde das Lied erweitert und heute kennen wir es vor allem als Weihnachtslied. Interessant finde ich an dem Lied, dass der Text für Kinder wohl in einem Waisenhaus geschrieben wurde. Damit wird auch die Brücke zwischen Jesus in seiner armseligen Geburt im Stall zu den armen Waisenkinder des 19. Jahrhunderts geschlagen und der damit verbundenen christlichen Botschaft: Gott begegnet uns besonders im armen, armseligen, leidenden, traurigen. 
Noch einige Worte zu meiner Interpretation des Liedes auf dem Elektrorohr: Normalerweise halte ich das Lied bis zum Schluss durch, doch ich habe so lange geübt, dass ich, als es ernst wurde, die Töne nicht mehr richtig heraus brachte. Ich arbeite noch an meiner Mundmuskulatur, versprochen!

Stille Nacht, heilige Nacht RG 412 ist ein Lied, das eigentlich nach modernen Masstäben wie ein Lied entsteht, entstanden ist: Joseph Franz Mohr hat um 1816 Den Text des Liedes als Gedicht geschrieben, hat dann ca. 1818 Franz Xaver Gruber gebeten eine Melodie zu dem Gedicht zu schreiben, was der liebenswürtigerweise auch tat. Dann liessen die beiden die Rechte für das Lied, für den Text, wie für die Melodie, verurkunden somit waren ihnen auch allfällige Einnahmen durch Urheberrechte am Lied sicher. Und schliesslich wurde das Lied verbreitet. Interessant ist, dass das Lied in seiner Urfassung nicht für Orgel, sondern für Gitarren Begleitung geschrieben wurde, man konnte also bereits schon im 19. Jh. andere 
Instrumente als die Orgel in der Kirche spielen. Interessant ist jedoch, dass Stille Nacht, heilige Nacht erst im Kirchengesangbuch von 1998 aufgenommen wurde, vorher galt das Lied wohl eher als Volks- denn als Kirchenlied.

Weihnachtslieder auf Elektrorohren gespielt, ist das nicht ein Afront gegen diese hochstehende Musik, ja gegen Weihnachten, das Geburtsfest Jesu Christi? Vielleicht und es mag viellicht auch die besinnlichen Gefühle einiger LeserInnen für Weihnachten verletzen. Mit diesen zum Teil sehr schrägen, sehr verkrampften, sehr herausgepressten Tönen will ich darauf aufmerksam machen, Jesus wurde nicht unter dem Weihnachtsbaum geboren. Er wurde auch nicht in einer warmen Stube, erfüllt mit allen erdenklichen Geschenken geboren. Seine Eltern wohnten auch nicht in einer Villa, waren auch nicht reich, waren auch nicht mittelständisch. Jesus wurde in einem armseligen Stall geboren, niemand hat von dieser Geburt Kenntnis genommen, ausser Randständige, Hirten, Astrologen, Magier, aber nicht die Mächtigen, Einflussreichen seiner Zeit. Die Weihnachtsgeschichte ist eine Elendsgeschichte, eine Elendsgeschichte, deren Verheissung ist: Gott begegnet uns im Elenden, im Armseligen, im Erbärmlichen, ihn im Elenden, Armseligen, Erbärmlichen zu erkennen ist die Tat unseres Glaubens.

weihnacht
damals

als Gott
im schrei der geburt
die gottesbilder zerschlug

und

zwischen marias schenkeln
runzelig rot
das Kind lag


Kurt Marti

Fröhliche Weihnachten und wir bloggen uns wieder im neuen Jahr.

Dienstag, 22. Dezember 2015

Das grosse Mysterium wird gelüftet

Es geht auf Weihnachten zu, was heisst, es geht auf Weihnachten zu, Weihnachten steht so fest vor der Tür, dass sie schon fast in der Stube steht. Nun gut, wie gesagt, Weihnachten steht vor der Tür... das erinnert mich daran, dass wir noch immer keinen Tannenbaum haben, den sich selbst beschneienden Tannenbaum auch noch nicht ausgepackt haben, kann Weihnachten nicht noch einen Moment warten? Also zum dritten Mal, Weihnachten steht vor der Tür und es wird Zeit das Geheimnis des Schaltzimmers zu lüften. Es ist nämlich so, dass es tatsächlich Schaltzimmer gibt, wie der Planausschnitt von der Homepage unserer Baustelle belegt. Doch was ist ein Schaltzimmer? Wieso sagt man dem Ding so? Ein Schaltzimmer ist tatsächlich ein multifunktionales Zimmer. Man kann es als Büro gebrauchen, als Schlafzimmer, Gästezimmer, Rumpelkammer, als Esszimmer, Kinderzimmer oder was auch immer, ein Schaltzimmer eben.
Nach dieser ausgiebigen Analyse der Sachlage, muss ich nun eingestehen, dass die ganze Schaltzimmergeschichte nicht etwa ein Übersetzungsfehler war, wie vermutet (siehe den Blog vom 30. November 2015), sondern ich habe da etwas schlicht und einfach nicht verstanden. Und schon hat mich der Mechanismus voll erwischt, den Sie, liebe Leserin, lieber Leser,
vielleicht ja auch kennen: Was man selber nicht kennt hält man nicht für möglich.
Es geht auf Weihnachten zu (siehe oben) vielleicht ist die Weihnachtszeit genau die richtige Zeit, uns vom Unglaublichen verzaubern zu lassen und das Unglaubliche auch zu zulassen: Die Liebe Gottes ist durch Jesus Christus Mensch geworden. Das wollen wir morgen feiern bei der electro-pastoren Weihnachtsfeier hier auf diesem Blog. Ich werde auf dem Elektrorohr Weihnachtslieder aus dem Kirchengesangsbuch spielen und Sie, liebe Leserinnen, liebe Leser, sind eingeladen vor ihren Computern kräftig einzustimmen.

Montag, 21. Dezember 2015

Wissen Sie welche Marke und welcher Stil die Steckdose hat, an der Sie normalerweise ihr Handy aufladen?

Grundsätzlich kann es ja einem egal sein, welches Material man installiert. Grundsätzlich bleibt der Lohn der selbe, ob man jetzt dies oder das installiert und das traurigste an der Sache ist, der Kunde interessiert sich einen feuchten Dreck, wo er sein Handy einsteckt, ob das jetzt Feller, Hager, legrand Editio, Standard etc. ist. Es ist dem Kunden betont egal. Der Kunde ignoriert einfach die grossen Unterschiede beim Elektroinstallationsmaterial, wie kann man nur! Wie kann man nur so ignorant sein und sich damit zu begnügen, dass man das Handy, der Fernseher oder weiss der Geier was einstecken kann und das dann einfach funktionieren muss. Ich könnte mich Stunden lang darüber aufregen, nur vom darüber nachdenken. Aber was rege ich mich darüber auf? Eigentlich kann es mir ja wirklich egal sein, welches Material ich verbaue. Warum hänge ich am Standard- Material, warum verachte ich Editio, warum bevorzuge ich Feller, warum werfe ich diese meine Vorlieben in die Waagschale meines elektrischen Schaffens? Ganz einfach, ich installiere nicht nur für den Kunden, der imstande ist, eine Steckdose als Stecker zu bezeichnen und der einfach nur sein Handy aufladen will. Ich installiere nicht nur für meinen Chef, der mir normalerweise den Lohn bezahlen würde. Ich installiere nicht nur für das grosse Ganze des Bauprojektes, ich installiere primär und vor allem einmal für MICH. Ich will Freude an meiner Arbeit haben! Ich will Freude an dem haben, das ich den lieben langen Tag mache. Ich will am Abend müde, aber zufrieden vom Bahnhof nach Hause schlurfen und sagen können, es hat sich heute einmal mehr gelohnt arbeiten zu gehen, denn ich durfte etwas machen, das mir Freude bereitet.
Nun ist es klar müssen wir uns auf unserer Baustelle auf eine Marke, auf einen Stil Installationsmaterial einigen, es kann nicht jeder das installieren, was ihm gefällt, schon nur der Einheitlichkeit wegen. Aber gerade deshalb will ich selber für mich wissen, was mir warum am besten gefällt, denn umso grösser ist die Freude, wenn man dann auch das installieren kann.
Und genau das gilt von mir aus gesehen auch fürs Leben: Wenn ich weiss, was ich warum wie will - ich werde längstens nie immer das erhalten und machen können, was ich am liebsten würde - aber wenn es doch mal der Fall sein sollte, ist die Freude umso grösser.

Freitag, 18. Dezember 2015

WertSchöpfung

Wertschöpfung oder Wertschöpfung?
Wertschöpfung, eine Form von Schöpfung, und schon sind wir bei der Theologie: Wertschöpfung, der Wert des Erschaffenen, der Schöpfung wertschätzen. Dabei hat die Schöpfung - jede Form von Schöpfung immer etwas Ordnendes, etwas Ordentliches in sich. Wertschöpfung ist immer auch der Wert einer Ordnung, der Mehrwert, wenn sich Ordnung in einem Chaos einstellt. Die Aufgabe des WertSchöpfers ist es, Ordnung ins Chaos zu bringen, das tohu wa bohu zu ordnen. Hier habe ich die Entstehung von Wertschöpfung dargestellt, Wertschöpfung erschaffen durch den electro-pastor:
Am Anfang ist das Chaos, die Leere das Unbrauchbare
Plan des WertSCHÖPFERS














Ausmessen der Realität, Übertragung des Schöpfers Plan
in die Realität

Die Masse des electro-Universums Welt werden
auf das Universum
 übertragen
Erste Elemente entstehen im Universum des WERTschöpfers
Das Chaos wird gestutzt und in geordnete Bahnen geleitet.
Wege durchs Universum werden vom Wertschöpfer gebahnt. Dabei muss man immer auch mit Verlusten rechnen, denn wo erschaffen wird, muss anderes auch weichen!




Es gibt nichts, was man bei einer Neuerschaffung
eines electro-Universums nicht flicken könnte 
 

Dem Erschaffenen wird Beständigkeit verliehen...
...dass alles im electro-Universum an seinem Platz bleibt.
Und so wiederholt sich der Schöpfungsakt, mannigfaltig.
Messen...
...ins Blei setzen...

...fixieren.
Bis schliesslich alles Greifbare erschaffen, alles ungeordnete geordnet und das electro-Universum um ein Element reicher ist. Zum Schluss braucht alles Erschaffene noch einen Namen und die Masse, damit der Fassadenbauer auch die Löcher am richtigen Ort ausschneiden kann...


...und jetzt? Fertig ist die Wertschöpfung. Geordnet, befestigt, benennt. 
Heute ist Freitag. Wogge vergangen wir raugen eine Sigarette!

Geniesst das Wochenende und wir lesen uns am Montag wieder, 

Ihr electro-pastor.

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Elektrische Glückseeligkeit

Eigentlich habe ich das Zeug zum Fanatiker, ich merke das immer wieder. An und für sich bin ich ein Extremdenker, von wegen der electro-pastor denkt weit, etc. eine Ansicht, die ich  immer wieder versucht habe in diesem Blog zu vermitteln. Weit gefehlt, Wolf im Schafspelz oder noch schlimmer, Pfarrer in Überhosen! Eigentlich war das bloss Schönrederei, denn mein wahres ICH kommt im heutigen Beitrag erst so richtig zum Ausdruck!
Eigentlich bin ich überhaupt nicht flexibel und es stört mich extrem, wenn ich nicht so installieren kann, wie ich das will. In theologischen, kirchlichen, religiösen, politischen, überhaupt Fragen des Lebens bin ich offen, so offen wie irgend möglich. Aber bei der Installation stösst meine Offenheit an ihre Grenzen, ihre engen Grenzen, zum Beispiel bei den Kästchen:
NIS-Kästchen im Holz ist wie ein Fisch auf dem Gletscher,
eine Giraffe am Südpol oder ein Pinguin in der Wüste
Und die Menge Kitt (Primur) die es braucht um es im Loch
abzudichten, schrecklich, schrecklich, schrecklich!!!!

Auf diesem Bild sehen Sie ein NIS-Kästchen das, wäk, eingebaut, igitt, in Holz, pfui, ist. Ich konnte es fast nicht ertragen das Nis-Kästchen ins Holz zu montieren, dabei hat sich heute erst noch heraus gestellt, dass ich eigentlich ein Gips-Kästchen hätte einbauen sollen, das habe ich schon gar nicht fotografiert, da würde ja die Linse der Kamera meines Luxushanys zerspringen. Es gibt nichts schlimmeres als Gips-Kästchen, das ist die unterste Schublade des Installationsmaterials, der Dreck der absolute Abschaum, das schwarze Loch, das Tabu der Eldas (Elektro Datenbank Schweiz). Insgesamt musste ich vier NUP-Steckdosen (Aussensteckdosen) in Blech mit Holz darunter montieren. Der Spengler hat drei Kästchen schon für die NIS- bzw. Gipskästchen gebohrt. Das vierte durfte ich dann bohren, nun sehen Sie selbst, wie das aussieht, ich kann mich an dem Kästchen selber fast nicht satt sehen:
Mein geliebtes, smartes Kästchen, das so gut passt, dass
man es gar nicht mit Primur einzukitten braucht
Wie edel und smart es sich ins Holz einschmiegt, und es auf das Wesentliche reduziert Platz für Apparate, Drähte und Klemmen bietet, das Rohr aufnimmt, ohne es zu knicken, so ein in sich stimmiges Kästchen!
Bei aller Verliebtheit in meine Methoden, muss ich, wenn ich einen Schritt zurück trete, doch auch einräumen, dass es verschiedene Wege zur Glückseeligkeit im Allgemeinen und zur elektrischen Glückseeligkeit im Besonderen gibt. Unter dem Strich spielt es überhaupt keine Rolle, welches Kästchen im Holz steckt, Hauptsache es ist Flammwidrig, entspricht den Normen und ist korrekt montiert. Welches Fabrikat es schlussendlich ist, wird den BewohnerInnen unserer Schaltzimmer keine Rolle spielen, schlimmer noch, die werden es gar nicht merken, da sie es hinter der Steckdose nie sehen werden.
Für mich ist es jedoch ein unglaubliches Privileg, dass ich als electro-pastor gleich zwei Berufe ergriffen habe, die es mir erlauben das, was ich mache ein grosses Stück weit nach meinen eigenen Vorstellungen und Überzeugungen gestalten zu dürfen. Es ist ein unglaubliches Privileg, wenn man das, was man macht, mit Liebe und Leidenschaft machen darf. Und es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man so viele Jahre nicht mehr auf dem Beruf gearbeitet hat und merken darf, alles, (ja wohl nicht ganz alles, aber alles tönt besser), was man als Elektromonteur einmal gelernt und beherrscht hat ist noch voll umfänglich da. (Uff, das war nun reichlich dick aufgetragen).

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Das Einlegen eines Schaltzimmers

Meine letzten Rohre, die ich angebunden habe,
sind sie nicht hübsch?
Es ist schon ein mulmiges, ja auch trauriges Gefühl, wenn man früh morgens noch in der Dunkelheit durch den Matsch watet und über die bereits völlig verschlammte Gerüsttreppe hoch steigt, und man dabei weiss, dass das wohl das letzte Mal sein wird, vielleicht fürs ganze Leben das letzte Mal sein wird, dass ich einlege. Ich war ja nie ein Fan vom Einlegen, wer ist das schon. Doch wenn ich es mir genauer überlege war ja das Einlegen nicht so schlecht. Man ist wenigstens an der frischen Luft, kann den Regenbogen beobachten, wird dabei allerdings etwas nass, doch man kann eben im Leben nicht alles haben. Dann bindet man auf
Der Regenbogen als Zeichen der Hoffnung,
dass all die Rohre auch laufen werden

einer künftigen Schaltzimmerdecke wieder einige Rohre an und fragt sich dabei, was denn eigentlich ein Schaltzimmer sei. Ja, ich bin dran meinen Job an den Nagel zu hängen. Nur noch vier Tage, dann ist leider schon wieder Schluss mit der Arbeit auf der Baustelle.
Ich hänge meinen Job an den Nagel? Nein mit nichten, im Gegenteil, auch wenn ich nie mehr in meinem Leben einlegen sollte, diese Erfahrungen, die dabei gemacht habe, den Kontakt mit all den verschiedensten Berufsgruppen aus allen Herren Länder werde ich mitnehmen, in meinen anderen Beruf als electro-pastor.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Der Bauwagen steht nun bei Wildschwein und Rehen

Dichter Nebel hing gespenstisch über dem Wald, als ich heute Abend mit meinem Gastgeber die Weide vor dem Wald besichtigte. Aussicht auf das Dorf müsse ich haben, damit ich meine Inspiration hätte, habe ich ihm beschieden, doch Aussicht? Die besten Aussichten waren, dass man die Hand nicht sieht vor Augen. Als wir überein gekommen waren, wo der Wagen zu stehen kommen würde, gingen wir zum Haus, mein Gastgeber holte den Traktor und wir holten gemeinsam den Bauwagen in dem Dorf in dem er nun seit fast vier Monaten gestanden hatte. Im Schutze der Nacht, es hätte auch Tag sein können, doch es war Nacht, haben wir den Wagen auf den vereinbarten Platz beim Wald gebracht. Mein Gastgeber prophezeite
mir dass ich Besuch von Rehen und Wildschweinen erhalten würde, jetzt stellt sich mein nächstes, grosses Problem: Was stelle ich den Viechern auf, wenn die mich im Wagen besuchen, Kaffee werden die kaum trinken. Oder wird es vielmehr umgekehrt sein, ich werde die Rehe und Wildschweine selber aufessen? Wir werden sehen, ich werde sicher berichten sowohl über das eine, wie auch über das andere.
Mit der Installation des Bauwagens hat nun die zweite Phase meines Projekts begonnen. Meine Zeit auf der Baustelle wird in einer Woche schon zu Ende sein, snief, und so langsam werden auch die bestgehüteten, grössten und geheimsten Mysterien gelüftet: das Mysterium des Schaltzimmers, doch dazu morgen mehr.

Montag, 14. Dezember 2015

Aus dem Loft werden Wohnungen. Aus dem Loft Kirche wird?

Wo ich noch vor einigen Wochen friedlich meine Rohre auf die OSB Platte montiert, vergnüglich meine Kästchen eingemessen und ins Blei gesetzt, dazu gemütlich Radio gehört habe, ist jetzt die Hölle los. Die Gipser stellen in einem Affenzahn die Gipswände, meine Kollegen versuchen ihnen mit dem Verlegen der Rohre Schritt zu halten und gleichzeitig auch die Drähte einzuziehen. Unsere Baustelle verändert sich stark, die Strukturen der Wohnungen werden durch die Gipswände nun sichtbar. Man kann auch nicht mehr überall durchgehen, plötzlich steht eine Wand da. Eigentlich würde jetzt auch ein Rauchverbot gelten, doch die Raucher unter uns haben eine Gnadenfrist bis Weihnachten. Dass sich unsere Baustelle dahingehend verändern würde, haben wir ja alle gewusst, wir arbeiten daran, dass sich die Baustelle so entwickelt, schliesslich wollen wir ja alle mit den Gebäuden voran kommen, sie sollen ja als Lebens- und Wohnraum für Menschen dienen, das ist der normale Lauf der Dinge, auch das Rauchverbot für meine rauchenden Kollegen gehört dazu.
Aber was lernen wir von diesem Umstand für die Kirche, wenn diese überhaupt mit unserer Baustelle in irgend einer Weise zu vergleichen ist? Für unsere Baustelle gilt: Veränderung ist Entwicklung, etwas Positives. Gilt diese Gleichung auch für die Kirche? Und was müsste geschehen, dass wir in der Kirche nach dieser Gleichung leben und arbeiten könnten? Dass wir nicht mehr das beklagen, das nicht mehr ist, sondern uns auf das freuen, was sein wird? Was müsste geschehen, damit wir all die Mühsal, die Arbeit, die mit den Änderungen im kirchlichen Bereich einhergehen als Arbeit betrachten können, die unsere Kirche zum Lebens- und Wohnraum werden lassen, so wie es unsere Baustelle nach ihrer Vollendung sein wird? Fragen über Fragen, aber keine Antworten.

Freitag, 11. Dezember 2015

Zeitrechnung nach Baggali Sigarette

"Wogge vergange, wie rauge a baggali Sigarette" Doch diese Aussage trifft auf mein Zeitempfinden immer weniger zu, merke ich gerade. Denn ich habe das Gefühl mein Praktikum auf der Baustelle sei vergangen "wie rauge a baggali Sigarette" wie wird denn erst eine einzelne Woche vergangen sein und erst recht ein Tag? Wenn in einem baggeli Sigarette 20 Zigaretten sind, und ich 60 Arbeitstage auf der Baustelle gearbeitet habe, ist das pro Tag nur eine drittel Zigarette, das macht dann pro Woche 1 2/3 Zigarette. Also müsste es heissen: Wogge vergange wie rauge 1 2/3 Sigarette.

Ich wünsche allen Leserinnen und Leser ein schönes Wochenende, bis wir uns am Montag wieder blogen zu meiner letzten vollen Arbeitswoche auf der Baustelle.

Herzlichst Euer electro-pastor

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Sind wir eigentlich Feinmechaniker?

Oben: Betondecke; Unten: Gipswand; Weisser Strich in der
Mitte: Schattenfuge.
Seit heute weiss ich wenigstens, warum die Elektromonteure früher zum SMUV gehört haben, zum schweizerischen Metall- und Uhrenabeitnehmerverband: Von uns wird erwartet, dass wir auf der Decke beim Einlegen, wenn es in Strömen regnet, eisig kalt ist oder die Sonne vom Himmel brennt, mit einem Planlinelal mit einer Abweichung von einem halben Millimeter (macht bei einem Massstab 1:50 bereits 2,5 cm Fehler) so präzise wie Feinmechaniker einlegen können, natürlich ohne Referenzpunkte auf der Schalung, ohne Referenzlinien, ohne genaue Pläne (dort haben wir nochmals einen Fehler von schätzungsweise einem halben Millimeter, nochmals 2,5 cm, also sind wir schon 5 cm daneben), und das natürlich unter Zeitdruck, denn der Eisenleger wartet schon, der Beton ist auch bestellt, dann noch unter Berücksichtigung des Lüftigers, des Sanitärs etc.. Die die Baubranche etwas kennen, mögen sich fragen, warum man auf den Millimeter genau einlegen muss? Tja, gestern hätten wir uns das auch noch gefragt, aber heute wissen wir, wenn man in unseren Plänen mit einer 10 cm dicken Wand rechnet, ist die Wand dank Schattenfuge für uns, nur und ausschliesslich für uns, nur noch 5 cm dick. Aber beim Einlegen haben wir mit einer 10 cm dicken Wand und daher mit einer Toleranz von 5-7 cm gerechnet. In Tat und Wahrheit beträgt die Toleranz praktisch 0 Zero riente, rien, nada, nul.

Das alles ist jetzt sehr ärgerlich, für alle beteiligten. Ändern kann man nichts, denn der Beton ist schon längst trocken und wir können uns darauf freuen, dass heute 23 Paletten Gipsplatten angeliefert wurden, uns also nicht eine Gipswelle, sondern eine Gipswoge bevorsteht und wir uns wohl ziemlich dran halten müssen, um mit den Gipsern Schritt halten zu können, einerseits unsere Rohre und Kästchen in die Wände zu bringen, andererseits um Rohre, die nicht auf der Linie sind umzuspitzen.

Hier wird einmal mehr die Frage nach dem Unterschied von electro zu pastor virulent. Solchen Ärger gibt es kaum in der Kirchgemeinde. Unsere Massstäbe sind felxibler, toleranter. Der Gipser auf dem Bau kann nicht husch einfach eine Wand schieben, damit dann alles wieder stimmt, in der Kirchgemeinde ist das das Normale, dass man es passend macht, kann auch anstrengend sein, zugegeben. Im Pfarramt geht es weder im konkreten noch im übertragenen Sinn um Millimeterarbeit, das ist gut so. Wenn eine besondere Situation - und jede pfarramtliche Situation mit Menschen ist letztlich eine besondere Situation - erfordert besondere Lösungen, besondere Vorgehensweise, kann aber auch besonders aufwändig sein, besonders intensiv sein.

Die Rohre sind voll daneben, wäre die Wand
wirklich 10 cm würden sie knapp passen.
Die Gipsplattenwoge

Unser Aufwand auf dem Bau ist hingegen berechenbar. Irgendwer hat mal ausgerechnet, wie lange wir haben werden die Baustelle fertig zu stellen, irgendwer kennt irgedwelche Zahlen, ich nicht, da bin ich auch froh. Ob die Schalungsschoner neben der Wand sind, lässt sich nachmessen, alles kein Problem. Ob wir am Schluss zu lange gebraucht haben, um den Bau fertig zu stellen, ob sie das Projekt gelohnt hat oder nicht wird sich steinhart berechnen lassen, lässt sich vermutlich jetzt schon steinhart berechnen. 
Im Pfarramt geht das nicht. Lohnt sich mein Aufwand, den ich treibe? Sind schlussendlich die Mittel richtig eingesetzt, die ich mit Lohn, Lohnnebenkosten, Material, Versicherungen etc. etc. etc beanspruche? Lohnt es sich in die Geschichte eines Menschen so viel und in die Geschichte eines anderen doppelt so viel Zeit zu investieren? Auch die Gesellschaft stellt sich die Frage, lohnen sich gesellschaftlich gesehen die Kirchen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement, die Frage wurde untersucht gerechnet mit und ohne Schattenfuge und die Kirche lohnt sich gesellschaftlich gesehen, das ist erwiesen. Aber lohnt sich die Kirche für den Kirchensteuerzahler? Woran würde er merken, dass sie sich gelohnt hat? Und was jeder einzelne auf diese Frage antwortet und was jeder einzelne von der Kirche und vom Pfarrer erwartet ist noch unbestimmbarer, unbemessenbarer als unsere Betondecken und Gipswände.
Doch eines haben unsere Baustelle und die Kirche absolut gemeinsam: Das Mass zu finden, ist unglaublich schwierig.

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Von den persönlichen Idiotien im Schaltzimmer

Ich habe ja bereits über die Problematik des Schaltzimmers berichtet, wer die Details bereits wieder vergessen hat, was ich gut verstehen kann, klicke hier.
Mein Kollege hat beim Einziehen das Schema konsultiert und ihm hat sich folgendes Bild offenbart:
Also nicht nur auf den Plänen steht überall, wo Schlafzimmer stehen müsste, Schaltzimmer, sondern auch im Elektroschema. Jetzt kann man sagen, der Fehler sei wenigstens konsequent durchgezogen worden, das stimmt, doch bleibt ein konsequent durchgezogener Fehler ein Fehler, basta. Doch das fällt mir immer wieder auf, auch und gerade auch in unserer Gesellschaft, wie eigentliche Fehler immer weiter geführt werden, weil man sich scheut einzugestehen, dass man jetzt jahrelang falsch vorgegangen ist. Oft wird der Fehler richtiggehend zum Konzept gemacht, obwohl er reiner Schwachsinn ist und da ist unser Schaltzimmer harmlos im Vergleich, was es für offensichtliche Idiotien gibt, die wir gesellschaftlich gesehen weiter treiben.
Aber das Phänomen beginnt ja schon im persönlichen Bereich, denn irgendwo im Kleinen haben wir alle unsere Schaltzimmer Dinge, Gedanken, Ideen, Vorgehensweisen, die rational betrachtet völlig idiotisch sind, und dennoch halten wir daran fest, weil wir es immer schon so getan haben. Jetzt könnte man sich damit begnügen, festzustellen, dass das halt so ist und dass jedeR seine/ihre Idiotien halt pflegt, ist in der Regel auch nicht weiter schlimm. Doch es könnte auch eine challenge sein, selber mal bei sich genau solche Idiotien, unter die Lupe zu nehmen und im übertragenen Sinne aus dem Schaltzimmer ein Schlafzimmer zu machen.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Die Vergleichbarkeit des electro mit dem pastor

Woran orientiert sich ein guter electro-pastor in seinem Berufsalltag? Nein nicht am Werkzeug, Schraubenzieher, Material und schon gar nicht an den Plänen und Schemen, darauf steht eh nur die Hälfte, die andere Hälfte muss man sich aus den Fingern saugen.
Eine Umfrage in der evangelisch- lutherischen Kirche Hannovers hat ergeben, dass sich 51,1% der Pfarrer in ihrem Berufsalltag an ihrem Gewissen, 43,4% an ihrem Glauben, 38% an ihrem Berufsverständnis und nur 36,2% am Evangelium orientieren. Erschreckt Sie das, dass nur etwas mehr als ein Drittel aller Pfarrpersonen sich in ihrem Berufsalltag am Evangelium orientieren? Mich nicht, ich bin erstaunt, dass der Prozentsatz überhaupt so hoch ist. Was auf diesem Hintergrund dann nicht mehr erstaunt ist, dass gewisse Kreise die Pfarrer als ungläubig verschreien, doch das soll uns egal sein!

Um diese wirklich repräsentative Umfrage aus der Hannoverischen Kirche einer repräsentativen Umfrage unter Elektromonteuren gegenüber stellen zu können, hat der electro-pastor mit sich selber eine repräsentative Umfrage gemacht: electro-pastor, woran orientierst Du Dich im beruflichen Alltag am meisten?

  1. An meinem Stolz. Ich will stolz sein, auf das, was ich installiere.
  2. Am Glauben daran, dass die Installation, die ich mache, Menschen das Leben erleichtert und die Installation technisch auch Sinn macht.
  3. An meinen beruflichen Fertigkeiten, die ich gelernt und in meiner 22-jährigen Erfahrung eingeübt habe.
  4. An den Hausintallationsvorschriften HV (So viel zu meiner 22-jährigen Erfahrung, ich kenne nur die HV von den NIN habe ich so viel Ahnung, wie ein Kalb vom Mozart, dafür kenne ich noch die Telefonvorschriften B191, die 1993 oder spätestens 1994 abgeschafft wurden.)
  5. An der Baustelle.
  6. An den ellenlangen Tiraden meines teuren GM, Hilfsmonteur in meinem Lehrbetrieb Gofristuseli.
Wer sag's denn, der Pfarrberuf ist mit dem des Elektromonteurs 1:1 vergleichbar!


Montag, 7. Dezember 2015

Von der Effizienz des Glaubens

Das Rohmaterial, und das Werkzeug meiner
Produktionsstrasse
Wenn man ein Projekt mit so wenig Leuten realisieren will, wie wir dies erfolgreich auf unserer Baustelle tun, muss man effizient arbeiten können. Effizienz heisst, keine unnötigen Arbeitsschritte machen, möglichst direkt auf das Ziel zuarbeiten. Jetzt, was ist der Effizient abträglich? Es gilt als erwiesen, wenn man mehrere Arbeitsschritte gleichzeitig macht, ist dies ineffizient, Multitasking ist also ineffizient. Also habe ich heute meine Kästchenhölzchen und meine möchte gern patentierten Rohraufsteller (ich habe davon berichtet) in Serienproduktion gefertigt: Zuerst habe ich alle Hölzchen auf der Gehrungssäge des Fassadenbauers geschnitten, dann habe ich mir eine ruhige Ecke gesucht und habe bei allen Hölzchen die Mitte angezeichnet, dann habe ich bei allen Kästchen die Rohreinführung ausgebrochen, die Schraubenlöcher ausgebrochen etc. so habe ich bei jedem Hölzchen immer nur einen Arbeitsschritt aufs Mal gemacht. Es war so langweilig, so stinklangweilig bei 12 Hölzchen z.B. vier Löcher je Hölzchen zu bohren, aber effizient. Man kommt also schneller voran, wenn man nur einen Arbeitsschritt zu Ende ausführt und man arbeitet präziser. Und erst wenn ein Arbeitsschritt ausgeführt ist, beginnt der nächste.
Die Einzelteile meines komplizierten Machwerks

Und wie ist das in religiösen Fragen? Gibt es dort auch eine Art Effizienz? Wenn ja, wie müsste sie aussehen. Effizient glauben, tönt irgendwie auch sonderbar, die landläufige Meinung ist doch, dass "Glaube" gar nicht messbar ist. Doch was könnte es denn heissen, effizient zu glauben?
"Ich glaube an nichts" bekomme ich immer wieder zu hören. Doch wenn es ein Nichts gibt, ist es auch wieder etwas, daher kann es ein Nichts so nicht geben. Also glauben an NICHTS ist glauben an etwas, nämlich an das NICHTS und das ist nicht wenig, wissen Sie wie ich meine? Und ob der Glaube an das Nichts für den Einzelnen effizient sein mag, bleibt jedem einzelnen, der daran glaubt überlassen, das zu beurteilen, was mir jedoch beim darüber Nachdenken auffällt ist, der Glaube an das NICHTS ist immerhin konsequent. Und vielleicht ist es das, was religiöse Effizienz ausmacht, Konsequenz, Stringenz im Glauben, was nicht mit engstirnig und fundamentalistisch verwechselt werden darf.
Der Gerät in der Endmontage (man sieht ihn kaum,
der Gerät, so effizient ist er)
Was heisst denn das nun wieder, hier nochmals ein Beispiel:  Neulich hat mir jemand erklärt, er glaube an die Auferstehung, er sei aber Atheist. Vielleicht ist es das, was man als Ineffizienz des Glaubens beschreiben könnte: das Glauben an Dinge, Kräfte, Mächte, die sich gegenseitig aufheben und/oder ausschliessen.

Samstag, 5. Dezember 2015

Liebe Gemeinde...

Für die Kleinen kam sogar der Saichlaus und der Schmutzli vorbei
der Esel war leider, wie so oft, krank, er hat dem Vernehmen nach zu viel
Güeziteig genascht!
"Liebe Gemeinde...", so beginnt so mancher Pfarrer seine Predigt. Doch was ist eine Gemeinde? Sind es die zufällig in der Kirche Versammelten? Sind es die kirchensteuernzahlenden Mitglieder? Oder sind es alle Menschen, die sich zugehörig fühlen? Und was zeichnet eine Gemeinde aus? Welchen Bezug haben die einzelnen Gemeindeglieder zueinander?
Grundsätzlich hat eine Gemeinde etwas gemeinsam, einen inhaltlichen, lokalen oder sogar einen spirituellen Kern. Die Gemeinde hat ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Ausrichtung auf etwas Gemeinsames. Die Gemeinde ist eine Gemeinschaft der durch etwas Gemeinsames Verbundenen. Und schliesslich ist die Gemeinde, die Ekklaesia, die Gruppe der Auserwählten zu was auch immer Auserwählten.
Gestern Abend durfte ich Teil einer solchen Gemeinde sein, einer Gemeinschaft, die etwas verbindet. Abendmahl, Nachtessen, Fondue, das Weihnachtsessen unserer Firma. Ich durfte Teil einer durch gemeinsame Projekte, durch den gemeinsamen Beruf, durch den gemeinsamen (Firmen)Namen durch gemeinsame berufliche Interessen und auf der Baustelle sogar durch gemeinsame Kleidung verbundenen Gemeinschaft sein. Diese Gemeinde feierte Abendmahl, nicht in einem liturgischen, gottesdienstlichen Sinn, sondern als Menschen, die gemeinsam Arbeiten, gemeinsam eine Firma voran bringen, gemeinsam Projekte Realisieren, gemeinsam Probleme lösen, gemeinsam am selben Strick ziehen. Bei diesem Abendmahl, bei diesem Weihnachtsessen lösten sich alle Hierarchien auf, das Feiern des Gemeinsamen, das Feiern der Gemeinschaft in der Gemeinschaft genügte als Zentrum.

Und was kann Gemeinde mehr sein als das?

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat. Mark Twain

Ich bin ein Erfinder, ja, eigentlich müsste ich als Berufsbezeichnung nicht electro-pastor, sondern electro-pastor-Inventor führen. Ich erfinde ganz viele nützliche Dinge, jeden Tag neu. Zum Beispiel das LampenstellenKRFGflexrohraufstellholz. Meine Erfindung, bitte beachten, das Lochbandeisen, das es erlaubt das Rohr noch fein zu nivellieren. Das habe ich erfunden, ich allein, darauf bin ich stolz! Es muss nicht immer gleich eine Glühbirne oder gar das Rad sein, ein simples Holz, das seinen Zweck erfüllt tut es auch! Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, warum ich so ein Buhei um meine Erfindung mache, die ja wirklich nicht so spektakulär ist. Stimmt, meine Erfindung ist einfach ein Holz mit einem schrägen Loch, jeder, der dieses Problem mit der Lampenstelle zu lösen hätte, wäre auch auf dieselbe Idee gekommen, hätte wohl etwas ähnliches oder sogar das selbe erfunden.
Erfinden ist darum auch nichts Besonderes, erfinden heisst nämlich lediglich eine Lösung für ein konkretes Problem zu finden. Erfinden heisst kreative Lösungen suchen und den Mut haben, die eignen Ideen auch in der Praxis auszuprobieren. Dazu braucht der Mensch nicht Ingenieur zu sein, es reicht der gesunde Menschenverstand und ein bisschen Experimentierfreude und schon ist man Erfinder! Und dies gilt nicht nur für den technischen Bereich, sondern auch oder gerade auch für den zwischenmenschlichen Bereich. Wie erfinderisch sind wir dort? Wenn es darum geht die Liebe jeden Tag neu zu erfinden, damit das Zusammenleben nicht langweilig wird oder Vergebung zu erfinden wenn mal etwas nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat, oder wenn es darum geht, einander zu helfen, einander beizustehen, wenn es darum geht bei Konflikten Lösungen zu erfinden?
Lasst uns alle ErfinderInnen werden, weil das Spass macht, weil Erfindergeist uns alle aber auch weiter bringt. Und mein Hölzchen? Der Chef hat recht, ich sollte mich wirklich nicht so damit brüsten, wenn es
auch unbestritten ist, dass nicht so schnell einer auf eine so geniale Idee gekommen wäre, ein schräges Loch in ein Hölzchen zu bohren!

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Supervision: Der Überblick über sich selber behalten.

Heute hatte ich zum zweiten Mal Supervision, was mich schmerzlich daran erinnert, dass mehr als zwei Drittel meines Praktikums nun bereits vorüber sind. Wenn ich über die Baustelle gehe, schaue ich immer wieder, was ich gemacht habe, ja Leute ich sehe, was ich gemacht habe, ich habe das schon verschiedentlich geschrieben, es ist ein grossartiges Gefühl. Aber auch das ist eine Art Supervision, sich Zeit zu nehmen und sich überlegen, was habe ich geschaffen, was habe ich erschaffen, was habe ich mit meiner Zeit getan? Vielleicht stelle ich dann auch fest, ich hätte mehr in der Zeit tun können, ja, vielleicht tun müssen. Supervision, das heisst über etwas drüber schauen und das offenbart hoffentlich immer auch fehlendes unvollständiges verbesserungswürdiges, andere Lösungsansätze. Supervision kann und darf nicht einfach Lobhudelei sein, sie darf auch nicht einfach Bauchpinselei sein, sie muss immer auch die Frage aufwerfen, was man noch anders hätte machen können, ja machen müssen. Dazu braucht man nicht zwingen jemand der mit einem das macht, im Alltag, kann man das auch mit sich selber machen, das lehrt einen ehrlich mit sich selber zu sein, ehrlich: das hast du gut gemacht, ehrlich: da hätte mehr raus schauen müssen. Ehrlich, jetzt klopfe ich mir auf die Schulter, ehrlich, jetzt muss ich mich mal in den Hintern treten.

Dienstag, 1. Dezember 2015

I ich; K kriege; E einen; A Anfall!

Das Paradies auf Erden, der Traum eines jeden Menschen!!!
Ja, heute nach Feierabend waren wir noch husch in der IKEA, weil meine Frau noch einiges für die Kinderkiste brauchte. IKEA, der Ort, wo man die genialsten Sachen findet, IKEA, der Ort, wo junge Designer ihre Chance bekommen ihre Erfindungen zu vermarkten. IKEA, der Ort, wo fair gehandelte Produkte verkauft werden (Teppiche werden z.B. in Familienarbeit hergestellt, es kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass auch Kinder dort mitwirken, schliesslich gehören die ja auch zur Familie) IKEA, der Ort, wo Menschen glücklich werden, der Slogan: Wohnst du noch oder lebst du schon? trifft voll auf IKEA zu, Ort der Glückseligkeit, das Paradies auf Erden, wo alle sich lieben niemand niemanden hasst und sich Duzen (die penetrante Duzerei finde ich eine echte Zumutung in dem Laden, ich hasse diese ewige Duzerei, auch am Radio, aber dazu vielleicht in einem anderen Blogbeitrag!).
IKEA, das Land, wo Milch und Honig fliesst
 oder anderer Ramsch
IKEA, wo Paare glücklich werden, sind und bleiben! STOP! Eine findige Psychologin hat herausgefunden, dass sich Paare nirgends so streiten, wie in der IKEA. Das haben wir heute natürlich beobachtet und das stimmt! Sie streiten sich über Farben von Stoffen, über die Nützlichkeit von Möbeln, über die Art wie diese auf das Wägeli aufzuladen sind etc. und gemäss Kassierin streiten sie sich an der Kasse, denn wenn der Ramsch auch fast nichts kostet, wird das Fast gerne übersehen und dann drückt man an der Kasse locker einige Hunderter ab und das gibt Streit. Tja, das ist halt so eine Sache mit den Paradiesen auf Erden, es gibt sie nicht, wird sie nie geben, die Erde bleibt irdisch, und die Paradiese sind halt nun mal himmlisch. Daher ist das Paradies sicher nicht in der IKEA, auch oder gerade nicht im Kinderparadies zu finden (Nirgend weinen Kinder so viel wie in Kinderparadiesen in Einkaufszentren, ist Ihnen das schon mal aufgefallen, irgendwas muss mit diesen Paradiesen faul sein).
Habe ich Ihnen eine Illusion zerstört? Oh nein, Entschuldigung, das wollte ich nicht, oder doch? Vielleicht ist es ja die Aufgabe eines Electro-pastors falsche Illusionen betreffend des Paradieses zu zerstören, denn zwischen uns und der ewigen Glückseligkeit, dem Paradies,
steht diese Welt - inklusive IKEA.

Montag, 30. November 2015

Was ein Kamel mit einem Schaltzimmer zu tun hat.

Heute ist mir auf der Baustelle mein theologisches Wissen einmal mehr hilfreich gewesen und das nicht nur beim Quizduell. (obwohl ich dort immer wieder schmerzlich erfahre, dass ich bei den Fragen über die griechische Mythologie  abloose, schande, schande, schande. Aber dazu vielleicht ein andermal mehr, aber wahrscheinlich auch nicht.)
Heute ist uns jemand begegnet, der bis oben prall gefüllt war mit Heiligem Geist, an sich eine erfreuliche Tatsache. Er war so sehr damit erfüllt, dass er uns an dieser Fülle teilhaben wollte, wäre ja auch ganz nett, vorausgesetzt wir hätten dieses Geschenk in dem Masse annehmen wollen, wie uns der Andere damit übergoss. Meine Zurückhaltung seine Gaben zu estimieren und in Anspruch zu nehmen und meine Offenheit anderen Religionen gegenüber, veranlassten den Herrn in mir gleich den Satan zu sehen, womit ich ohne weiteres leben kann. Dabei sehe ich hinter der ganzen Geschichte ein riesiges Missverständnis, das sich immer wieder einstellt, wenn man aufhört selber zu denken, kritisch zu fragen und alles, was einem gesagt, gedruckt oder geflimmert wird als bare Münze zu nehmen.
Glauben, auf hebräisch, aman, heisst wissen und wissen hat viel mit denken, selber denken zu tun, etwas, das leider nicht allen Leuten gegeben zu sein scheint, auch mir nicht immer. Ich habe gelernt, die biblische, aber auch historische Texte kritisch zu hinterfragen, aber wie sieht es mit den Plänen auf der Baustelle aus, müsste ich für sie nicht auch ähnliche Kriterien anwenden?
In jeder Wohnung auf unserer Baustelle steht auf den Plänen der Begriff "Schaltzimmer" Was um alles in der Welt ist ein Schaltzimmer? habe ich mich immer wieder gefragt. Hat es etwas mit einer Elektro- oder Sanitärverteilung zu tun? oder geht es um die Lage des Zimmers innerhalb der Wohnung? Oder hat es am Ende etwas mit der Statik zu tun? alles weit gefehlt! Das Schaltzimmer auf unseren Plänen hat etwas mit dem Gleichnis vom Kamel, das durchs Nadelör geht zu tun. In Mk 10,25 ist zu lesenEher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Reich Gottes. Ein lustiges Bild, das Kamel, das durch das Nadelör geht. Irgendwie geht es aber nicht auf. In anderen Lesarten steht statt κάμηλος was eben "Kamel" heisst, κάμιλος was "Ankertau" heisst. Das η wurde möglicherweise im Koine- Griechisch ähnlich ausgesprochen wie das ι was zu einem Abschreibefehler geführt haben könnte. Also ursprünglich könnte unser Gleichnis heissen: Eher geht ein Ankertau durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Reich Gottes. Das ist logisch, wenn auch nicht mehr so lustig. Wenn ich den Text nun so hinterfrage, mit anderen Lesarten spiele, mit verscheidenen Übersetzungsvarianten weitere Sinnmöglichkeiten erschliesse, wird der Bibeltext menschlich, ist er ja auch, aber das wird dann bewusster. Mit dem Bewusstsein, dass biblische Texte menschlich sind, wird es kaum möglich sein, sie jemandem als absolute Wahrheit überzustülpen. Biblische Texte wollen befragt, hinterfragt, kritisiert, abgelehnt, geglaubt, geliebt, gehasst - kurz gelebt werden. Sie müssen immer wieder neu interpretiert und entsprechend den Lebensumständen ausgelegt werden. Schliesslich wollen biblische Texte von jeglicher Art Fundamentalismus befreit werden, der sie ins Korsett einer einzigen ihm genehmen Lesart stecken will.
Und was ist jetzt mit unserem Schaltzimmer? Tja, das ist eine ähnliche Geschichte wie mit dem Kamel und dem Nadelöhr: Wie es aussieht hat irgendwer irgendwann die einzelnen Zimmer des Projekts beschriftet. Vielleicht hat die Spracherkennung beim Eingeben ein Wort vorgeschlagen der Jemand hat Schla gelesen, statt Schal und schon hat der Jemand Enter gedrückt, und mit Copy Paste wanderte das Schaltzimmer in jeden Plan, jeder Wohnung unserer Überbauung, aber eigentlich müsste es Schlafzimmer heissen.
Was lernen wir? Wir können nicht genug hinterfragen, wir können nicht genug selber denken, wir können nicht genug, das was uns - egal auf welchem Kanal - vorgesetzt wird prüfen, denn Glauben, Aman, heisst wissen glauben kann daher nur, wer selbständig denkt.

Freitag, 27. November 2015

Das Werk einer Woche, sehen Sie selber

"Wugge isch vergange, wie rouge a Baggeli Sigarette" Nichts neues. Doch was habe ich eigentlich diese Woche alles gemacht? Um das herauszufinden brauche ich nur über die Baustelle zu gehen. Das habe ich heute Abend gemacht, leider sind die Bilder zum Teil etwas schlecht, meine Handykamera ist nicht die beste, dafür ist sie die einzige, die ich habe:
Montag war einlegen, eigentlich nur am Morgen, denn am Nachmittag hatten wir frei, weil die Berner ihre Stadt mit diesen stinkenden Knollen verpesten mussten, wie heissen die Dinger nun schon gleich? Ach ja Zwiebeln.

Liebe Gemeinde, liebe Nation, ganz Europa, liebe Welt, seht, was ich diese Woche alles geschaffen habe:
 Finden Sie nicht auch ich hätte bei dieser Leistung jetzt mein Wochenende redlich verdient? Rhetorische Frage klar, drum lesen wir uns am Montag wieder.

Ihr electro-pastor.