Samstag, 26. September 2015

Pfarrsuchti?

Suchti, so nennen meine KonfirmandInnen alle, die nicht von etwas lassen können: Suchti auf Schokoriegel, Milch etc. Als wir heute hier im Hasliberg auf dem Wasserfall Fotos machten und ich auf das CVJM- Zentrum herunter schaute - eine Aussicht, die mir seit 1989 vertraut ist - ging mir das Wort Suchti durch den Kopf. Warum komme ich immer wieder hier her zurück? Warum führe ich immer noch hier meine Konflager durch? Aus lauter Bequemlichkeit? Ja, sicher auch, aber wahrscheinlich nicht nur. Ich habe gestern über meine Lehrerin Fräulein S. Geschrieben, die mich geprägt hat, auch dieser Ort hier hat mich damals in meinem Konflager geprägt. Die Stille die Geborgenheit mit gleichzeitigem Ausblick, Weitblick sehe ich heute als Bild für Religion, für Kirche: Ort der Geborgenheit mit Aus- und Weitblick. Ich kann nicht genug davon bekommen, ich bin eben ein Suchti.
Noch einen Tag Pfarrer. Morgen um diese Zeit werde ich mein Pfarramt für ein halbes Jahr abgeben. Ich werde als Elektromonteur arbeiten. Ich werde in einem Betrieb arbeiten, Befehle entgegen nehmen ausführen, so gut ich kann. Wenn ich jetzt daran denke, habe ich ein mulmiges Gefühl: früh aufstehen, meine Zeit nicht selber einteilen können, dafür nur 8 Stunden am Tag arbeiten, um 18 Uhr schon zu Hause sein. Dafür meine KIrchgemeinde nicht mehr haben, nicht mehr am Puls des Lebens meiner Gemeindeglieder sein. Die Jugendlichen nicht auf dem Weg zur Konfirmation begleiten können... .
...Kurz es macht mir Angst aus der Rolle des Pfarrers zu schlüpfen, nicht wegen der Gemeinde, nicht wegen der Kirche, wegen mir! Ich ohne mein Pfarramt, geht das überhaupt? Ich bin wohl ein Pfarrsuchti.

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