An Hand eines Motivs aus meinen Impressionen von der Baustelle möchte ich heute darüber nachdenken, was geschieht, mit dem Störenden an unserem Menschsein:


Beim nächsten Versuch habe ich meine beiden Töchter beigezogen, ich habe die grosse Hütte abgedeckt die ältere Tochter hat die kleine Hütte abgedeckt und die kleine Tochter hat die Zeitschaltuhr des Belichtungsgerät bedient. Nicht schlecht, würde ich meinen, dass auch ein Teil des Kranhaken abgedeckt wurde, bezeichnen wir hier als Kollateralschaden. Aber jä - das Bild ist doch auch nicht das, was ich mir vorgestellt habe, also neuer Versuch unter Mitwirkung meiner Frau.
Schliesslich bin ich zur Radikalkur über gegangen. Ich habe die hässliche Hütte kurzerhand einfach abgedeckt, ist ja auch das einzige, was man sinnvollerweise damit machen kann. Doch das Ergebnis kann, gelinde gesagt, als ernüchternd beschrieben werden.
Voller Verzweiflung frage ich also meine Frau, was sie denn tun würde. Ich kann nicht auf den Haken verzichten, weil er Teil eines Ensembles aus vier Bildern ist. Meine Frau hat mir folgendes vorgeschlagen:
Stehe zu der hässlichen Hütte, sie ist hässlich, sie bleibt hässlich, diese Hässlichkeit ist Teil des Bildes, auch wenn sie den Kranhaken stört, der ja zugegebenerweise auch nicht eine Augenweide ist.
Ich reflektiere meine Erlebnisse als Elektromonteur und als Pfarrer. Die Geschichte mit den Fotos zeigt mir einmal meh,r wie fest der Mensch versucht seine Erinnerungen, seine Möglichkeiten, seine Potentiale zu schönen, so darzustellen, dass sie möglichst gut aussehen. Kaum jemand spricht von sich aus z.B. an einem Bewerbungsgespräch von seinen absoluten Schwächen, von seinen Unzulänglichkeiten. Ein jeder ist darauf bedacht sich möglichst immer von der Sonnenseite zu zeigen.
Zurück zur Hütte im Bild: ist es nicht gerade diese hässliche Hütte, die das Bild ausmacht, gewissermassen schön machen? Macht nicht gerade die Spannung, die Härte, die Dominanz der Hütte in Konflikt mit dem Kranhaken das Bild interessant? Auf uns Menschen bezogen: Sind nicht die Menschen die Interessantesten, die auch um ihre Schwächen und Fehler wissen, darüber sprechen können und diese in ihrem Leben integrieren?
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